Stochastische Resonanztherapie

Neues Gerät von der Frankfurter Universität für Nerven-und Knochenleiden

Weniger Schmerzen, beschleunigte Reflexe und bessere Koordination bei Bewegungsstörungen
Vibrationen können eine Vielfalt von Prozessen im menschlichen Körper auslösen. Als erster gelangte zu dieser Einsicht ein französische Neurologe namens Jean-Martin Charcot (1825-1893), der bei Parkinson-Patienten eine erstaunliche Beobachtung gemacht hatte: Fahrten mit der Eisenbahn verminderten die Krankheitssymptome.
Diese Erkenntnis bildet die Grundlage für das Wirkprinzip der „Stochastischen Resonanztherapie“, welche am Institut für Sportwissenschaften an der Universität Frankfurt am Main unter der Leitung von Prof. Dietmar Schmidtbleicher Ende der neunziger Jahre entwickelt wurde.

„Stochastische Resonanztherapie“ verbessert Reizübertragung zwischen Gehirn, Sensoren und Muskeln

Die Forschungen, die im Institut unter der Leitung von Prof. Dietmar Schmidtbleicher geführt wurden, belegen, dass gleichförmige Vibrationen, die z. B. bei Arbeitsgeräten erzeugt werden, zu Wahrnehmungsstörungen oder einen Verlust der Reflextätigkeit führen können. Im Gegensatz dazu wirken sich unregelmäßige Vibrationsreize positiv auf die Bewegungssteuerung aus; dieser Effekt hat sich bei Patienten mit Gang- und Gleichgewichtstörungen und in gleicher Weise bei Hochleistungsathleten deutlich gezeigt.
Das Frankfurter Team fand in Versuchsreihen heraus, dass der zentrale Mechanismus bei den Bewegungsstörungen der Zusammenhang zwischen Bewegungsreizen und dem Überleben von Nervenzellen ist. Diesem Zusammenhang  wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Wird eine Nervenzelle über einen längeren Zeitraum nicht gereizt, verliert sie ihre Funktionstätigkeit und für den Organismus besteht keine Notwendigkeit, diese weiterhin adäquat zu versorgen. Die Folge: Der nicht versorgte Nerv wird taub und schließlich dauerhaft gelähmt.

Mit der „Stochastischen Resonanztherapie“ wurde nun eine Lösung gefunden.
Bei der „Stochastischen Resonanztherapie“ steht der Patient auf zwei Plattformen, die, in unregelmäßige mechanische Schwingungen versetzt, ihn ständig leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Der Impuls, der dabei in die Beine gelangt, ist unerwartet, gewissermaßen chaotisch: Der Körper reagiert aufmerksamer als sonst, da er versucht, die Störgrößen zu „orten“. Diese Wahrnehmung löst körpereigene Impulse aus, die zu außergewöhnlich starken neuronalen Signalen im Nervensystem führen. Hierdurch werden Verknüpfungen der Nervenzellen in den gelähmten Bereichen angeregt. Dem Abbau von Nervenzellen wird so entgegengewirkt.
Diese Vorgänge sind insbesondere für Patienten mit neurodegenerativen

Krankheiten, wie Parkinson oder Multiple Sklerose, aber auch bei Rückenmarkverletzungen und nach Schlaganfällen von zentraler Bedeutung; denn gerade bei diesen Patienten liegen Bewegungsstörungen vor, die ein herkömmliches physiotherapeutisches Training erschweren oder nahezu unmöglich machen. Die „Stochastische Resonanztherapie“ ermöglicht dagegen, dass bei solchen Patienten ohne große körperliche Anstrengung eine neue Nerven-und Muskelaktivität erzeugt wird.

Internationale Studien haben gezeigt, dass Multiple Sklerose-Patienten nach der Therapie ihr Gleichgewicht deutlich besser kontrollieren konnten, das freie Stehen, Laufen fällt leichter; die Stolper- und Fallrate verringerte sich erheblich. Positive Wirkungen wurden auch bei Depressionen, Becken-Bodenschwäche, Osteoporose und chronischen Schmerzen festgestellt. Schlaganfall-Patienten konnten ihre Gehfähigkeit und Gleichgewichtsregulation wiederherstellen und somit ihre Lebensqualität durch Wiedererlangung der Mobilität steigern. Bei Parkinson-Patienten verbesserten sich das Zittern und die Steifheit wesentlich. Auch Patienten mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken erfahren eine Verbesserung. In der Sportmedizin findet dieses Gerät großen Anklang.

Tatsächlich geht die „Stochastische Resonanztherapie“ über die Grenzen der mit anderen Therapien zu erzielenden Fortschritte hinaus und bringt Hoffnung für Patienten mit Mobilitätseinschränkungen und schwer Gehbehinderte.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.